Cronaca di un amore - Zur Geschichte deutsch-italienischer Beziehungen




21. Jahrhundert

2006
findet die Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland statt. Italien gewinnt wie schon 1970 im Halbfinale gegen Deutschland, diesmal mit 2:0. In der letzten Minute der Verlängerung entscheidet Italien das Spiel für sich und stößt damit die Gastgeber aus dem Spiel um einen Platz im Finale. Von 1923 an bis heute hat Deutschland insgesamt 23 Mal gegen Italien gespielt und dabei nur sieben Mal gewonnen, 10 Mal unentschieden gespielt und 15 Mal eine Niederlage hinnehmen müssen. Zuletzt spielte Deutschland im November 2013 im Freundschaftsspiel mit Italien. Das Spiel endete unentschieden mit 1:1. (Vgl. http://www.fussballdaten.de/vereine/deutschland/italien/) Dass letzte Mal, dass Deutschland gegen Italien gewonnen hat, liegt bereits zwanzig Jahre zurück: 1995 gewann die deutsche Mannschaft mit 2:0 im Freundschaftsspiel mit Italien in Zürich.


20. Jahrhundert

1970 
findet in Mexiko die Fußball-Weltmeisterschaft statt. Italien gewinnt das Halbfinale gegen Deutschland mit 4:3 nach der Verlängerung. In der Verlängerung brachte zunächst Gerd Müller die deutsche Mannschaft in Führung, jedoch schon vier weitere Minuten später machte Tarcisio Burgnich den Ausgleich. Italien eroberte sich die Führung, die diesmal Deutschland und erneut Gerd Müller ausglich. Eine Minute nach dem Ausgleich entschied Gianni Rivera das Spiel endgültig für Italien. Das Spiel gilt als eines der dramatischsten Fußballspiele der Fußballgeschichte und wird auch „Jahrhundertspiel“ („Partito del secolo“) genannt.

1961
Die Firma „Kraft Foods“ bringt das erste Nudel-Halbfertiggericht italienischer Art namens „Mirácoli“ (von italienisch „miracolo“ = Wunder) auf den Markt. Es ist bis heute ein Klassiker in der deutschen Küche und nach wie vor sehr beliebt. Allein auf Facebook geben über 126 000 Menschen bekannt, dass ihnen dieses Produkt gefällt. Seit 2012 wird das Produkt durch die Firma Mars Incorporated hergestellt und vertrieben.

1956  
Abschluss eines Kulturabkommens zur Verbreitung von Literatur, Film und Rundfunksendungen der jeweiligen Länder

Michele Ferrero eröffnete den ersten ausländischen Ferrero Standort im hessischen Stadtalleendorf, einer Mittelstadt östlich von Marburg. Das Unternehmen „Ferrero Deutschland GmbH“ lief damals noch unter dem Namen „Assia GmbH“. Vor allem mit seinen Produkten „Nutella“ und „Mon Chéri“ ist er nicht nur in Deutschland, sondern weltweit berühmt geworden. Die Praline „Mon Chéri“ brachte Ferrero 1956 überhaupt erstmalig in Deutschland heraus. Er hat sich damit vom piemontesischen Konditor aus Alba zum Unternehmer eines Weltkonzerns entwickelt. Michele Ferrero ist am 14. Februar 2015 in Monte Carlo im Alter von 90 Jahren verstorben.

1955
Das so genannte „Anwerbeabkommen“, durch das zahlreiche Italiener als Gastarbeiter nach Deutschland kommen, wurde am 20. Dezember 1955 beschlossen. Die boomende Wirtschaft in Deutschland braucht mehr Arbeitskräfte. Für Deutschland wurde der Ausbau bilateraler Beziehungen mit Italien zum Vorbild für weitere Anwerbeabkommen mit Spanien, Griechenland, Türkei, Marokko, Portugal, Tunesien und Jugoslawien, die alle in den 1960er Jahren geschlossen wurden.

Anfangs vorgesehen waren Beschäftigungsverhältnisse im Saisongeschäft, v.a. in der Landwirtschaft und in der Hotel- und Gaststättenbranche. Die Arbeitsverträge waren auf sechs oder zwölf Monate befristet. Die „Vereinbarung über die Anwerbung und Vermittlung von italienischen Arbeitskräften nach der Bundesrepublik Deutschland“ war eine Arbeitsvermittlung, die sowohl Auswahl der italienischen Bewerber, als auch Anreise, Lohnfragen und Familiennachzug regelte. Nach ihrer Ankunft am deutschen Zielbahnhof, wurden die Italiener registriert, mit einer warmen Mahlzeit versorgt und dann auf die Züge verteilt, die sie zu ihrer neuen Arbeits- und Lebensstätte bringen sollten. Untergebracht wurden die italienischen Gastarbeiter in Gemeinschaftsunterkünften, Dolmetscher halfen ihnen sich im deutschen Alltag zurechtzufinden – die richtige Straßenbahn, den Supermarkt, einen Arzt etc. finden. Kurz nach Inkrafttreten des Abwerbeabkommens meldeten sich zahlreiche weitere Betriebe und ganze Branchen wie der Bergbau und die Eisen- und Metallindustrie für die Aufnahme der so genannten „Gastarbeiter“. Eingesetzt wurden diese meistens in Schichtarbeit für die Ausführung schwerer, schmutziger Arbeiten. Viele Überstunden, ein geringer Lohn und einfache Unterkünfte machten das Leben für die italienischen Gastarbeiter in Deutschland sehr schwer. Die meisten Italiener versuchten so viel Geld wie möglich zu sparen, um nach dem geplanten Arbeitsjahr in ihre Heimat zurückzukehren und sich dort eine eigene Zukunft aufzubauen.

Bis zur wirtschaftlichen Rezession 1966/67 nahm die Aufnahme italienischer Gastarbeiter v.a. aus Süditalien stetig zu, so dass insgesamt 67 % der Migranten in Deutschland Italiener waren. Höhepunkt der Einwanderung war das Jahr 1965 mit der Aufnahme von einer guten halben Million italienischer Arbeiter. Im Jahre 1973 verursachte die durch die Ölkrise ausgelöste Stagnation der Wirtschaft zum Anwerbestopp von Gastarbeitern sämtlicher Länder. Viele Betriebe in der Bau- und Textilbranche schlossen ihre Tore und entließen als erstes ihre Gastarbeiter, die immer häufiger arbeitslos wurden. Statt der damals erwarteten Rückreisewelle der Gastarbeiter blieben diese nicht nur, sondern die Zuwanderung stieg sogar weiter an, wenn auch nicht im selben Umfang wie in den sechziger Jahren. Die Ausgaben der Arbeitslosen- und Sozialhilfe stiegen an. Die deutsche Regierung musste sich den Anforderungen und Herausforderungen der Integration der einst nur zeitlich befristeten Arbeitskräfte in die deutsche Gesellschaft stellen. Die Hauptschwierigkeiten betrafen das Erlernen der Sprache, das durch den erlebten Kulturschock stark ausgeprägte Heimweh und die Ängste in der deutschen Bevölkerung, die immer wieder zu Ablehnungen und Ausgrenzungen ausländischer Mitbürger führte. Seit 1955 sind etwa vier Millionen italienische Staatsbürger nach Deutschland eingewandert. Mittlerweile ist die dritte Generation der einstigen Gastarbeiter herangewachsen.

1954
Im Jahre 1954 wurde das italienische Kulturinstitut, Istituto italiano di Cultura Colonia eingeweiht. Nachdem es im Zweiten Weltkrieg 1944 vollständig zerstört worden war, hat man es 1954 in Köln wiederaufgebaut, der Stadt, in der 1931 das erste Italienische Kulturinstitut in Deutschland überhaupt gegründet wurde. Es folgten sechs weitere italienische Kulturinstitute in Hamburg (1953), München (1955), Stuttgart (1962), Wolfsburg (1985), Frankfurt am Main (1988) und Berlin (1992).

1953-54  
Rückgabe der deutschen wissenschaftlichen Institute in Rom und Florenz und der Villa Massimo an Deutschland

1943
Mit dem Sturz Mussolinis 1943 übernahm das Deutsche Reich die Macht in Venedig.

1926
Die italienischen Faschisten versuchten aus Venedig eine Industriemetropole zu machen und bauten Brücken, künstliche Inseln und Industriekomplexe ohne Rücksicht auf Kunst und Kultur der Stadt. Venedig sollte das Pendant zu Genua, der zentralen Hafenstadt im Westen Italiens, werden.



19. Jahrhundert

1866
Das noch junge Königreich Italien (seit 1861) unterstützt den Deutschen Krieg zwischen Preußen und Österreich an Preußens Seite, um Venetien und Friaul von Österreich zu erlangen. Italien gewann Venetien auf indirektem Wege zurück, da Österreich Venetien an Frankreich abtrat, die es an Italien im Rahmen des so genannten „Frieden von Wien“ zurückgaben. Napoléon vermittelte den Waffenstillstand und Frieden der gegnerischen Kriegsparteien. Napoleon hatte Venetien bereits 1797 besetzt, bis Ventien an Österreich angeschlossen wurde. Venedig wurde in der Folge zwischen Frankreich und Österreich sozusagen hin und hergereicht. Erst war es Teil des napoleonischen Königreich Italiens (1805-1814), dann Teil des Lombardo-Venezianischen Königreichs unter der Herrschaft Österreichs (ab 1830). 1848 konnte sich Venedig seine Unabhängigkeit für ein Jahr erkämpfen und schließlich mit dem Deutschen Krieg von 1866 in die Hoheit der Heimat, Italien, zurückkehren.



Mittelalter


1194-1268
Friedrich II., Enkel des berühmten Friedrich Barbarossas, war der letzte Kaiser der Staufer-Dynastie, einem der bedeutendsten Herrschergeschlechter des Mittelalters. Er regierte nicht nur in Deutschland als Teil des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, sondern auch Sizilien und ist daher wichtiger Bestandteil der Geschichte Apuliens. Palermo war seine Residenz und Hauptstadt. Friedrich II., der am 26. Dezember 1194 in Jesi bei Ancona geboren wurde, starb 1250 in Castel Fiorentino bei Lucera. Mit seinem Tod ging die Zeit der Staufer-Dynastie zu ende. In der Kathedrale Maria Santissima Assunta von Palermo steht sein Sarkophag Friedrich II neben dem von Heinrich IV. und Konstanze von Sizilien.

Friedrichs Vater Heinrich VI. war römisch-deutscher Kaiser sowie seit 1194 Kaiser von Sizilien. Er machte seinen Sohn bereits mit zwei Jahren zum römisch-deutschen König, kurz bevor er verstarb. Die deutschen Fürsten weigerten sich jedoch die Herrschaft eines Kleinkindes anzuerkennen und es begann ein Machtkampf um die Vorherrschaft in Deutschland zwischen Otto IV. aus dem Hause der Welfen und Friedrichs Onkel Philipp. Philipp wurde bis zu seinem Tod 1208 neuer römisch-deutscher König und Friedrich wuchs nach dem Tod seiner Mutter in Palermo unter der Vormundschaft Papst Innozenz III. auf. Als sein Onkel Philipp 1208 verstarb, wurde Friedrich im Alter von 14 Jahren volljährig und heiratete Konstanze von Aragon. Schon 1209 wurde jedoch Otto IV. zum Kaiser gekrönt und begann alsbald den Kampf gegen Sizilien, um zu unterbinden, dass Friedrich Gebrauch von seinem Königsrecht machte. Über viele Jahre dauerte der Streit um den deutschen Thron an. Erst als Otto IV. vom Kaiser verbannt wurde, bröckelte sein Rückhalt bei den Fürsten, die schließlich Friedrich II. 1211 zum König wählten. Erst 1214 regierte Friedrich II. Deutschland, dessen Herrscher er eigentlich seit vielen Jahren war. Die Krönung Friedrich II. zum Kaiser fand jedoch erst 1220 in Rom durch Papst Honorius III. statt. Zwei Drittel seiner Herrschaftszeit verbrachte Friedrich II. jedoch nicht in Deutschland, sondern in Palermo auf Sizilien. Dort lagen Kopf und Herz seiner Herrschaft. In Deutschland hatte Friedrich II. seinen Sohn Heinrich als seinen Stellvertreter zurückgelassen.

Im Süden seines Reiches sicherte Friedrich II. seine Herrschaft durch Gesetzgebungen, die Schaffung einer funktionierenden Verwaltung oder die Gründung der Universität Neapel. Friedrich II. setzte sich intensiv für Wissenschaft und Kultur ein. Friedrich II. sprach mehrere Sprachen, interessierte sich für den Islam und pflegte Handelsbeziehungen mit der arabischen Welt. Seinerzeit mischten sich arabische Architektur mit den Bauten der Staufer sowie auch der Normannen. Die Spuren dieses „mix of culture“ sind noch heute an zahlreichen Baudenkmälern ablesbar. Mit Friedrich II. endete jedoch zugleich die arabische Besiedlung Siziliens und die Insel wurde endgültig in den westlich-abendländischen Kulturraum eingegliedert. Friedrich II. hatte eine besondere Vorliebe für Falken, die er in seinem Werk De arte venandi cum avibus (Über die Kunst, mit Vögeln zu jagen) verwirklichte. Die Abbildung zeigt Friedrich II. mit einem Falken.

Seid Friedrich II. 1215 mehrfach einen Kreuzzug zugunsten der Reorganisation seines Reiches verschoben hatte, geriet er immer wieder in Konflikt mit der Kirche. Papst Gregor IX. exkommunizierte Friedrich II. deshalb 1227 und erst 1230 erteilte ihm die Kirche seine Absolution. Die Päpste hatten Friedrich II. immer wieder seine Machtausübung erschwert, ihn als Ketzer und Antichrist beschimpft und sogar Anschläge auf sein Leben verübt. Trotz seiner Exkommunikation brach Friedrich II. 1228 zum fünften Kreuzzug auf. 1229 vereinbarten Friedrich II. und Malik al-Kamil, der Sultan von Kairo, einen Waffenstillstand und Friedrich II. krönte sich selbst in der Grabeskirche zum Kaiser von Jerusalem, Bethlehem und Nazareth. Ob es tatsächlich ein Treffen zwischen beiden gegeben hat, ist nicht nachgewiesen.

1077
Der so genannte „Gang nach Canossa“ bezeichnet den Italienzug des römisch-deutschen Königs Heinrich IV. von Dezember 1076 bis Januar 1077. Der Papst Gregor VII. hatte in der Burg Canossa Zuflucht gesucht. Heinrich IV. versuchte vor der Burg sich von dem ihm auferlegten Kirchbann zu befreien. Heinrich IV. harrte mehrere Tage im Büßerhemd vor der Burg aus, um seine Handlungsfähigkeit wiederzuerlangen. Heute gebraucht man die Wendung „Gang nach Canossa“ um einen erniedrigend empfundenen Bittgang zu bezeichnen. Der Gang nach Canossa war ein wichtiger Fortschritt in der Entwicklung des Investiturstreits zwischen Kaiser und Papst, der das Verhältnis von weltlicher und geistlicher Macht auslotete. Im Vordergrund stand die Debatte um das Recht der Investitur, bei dem es um das Recht des Einsatzes von Bischöfen und Äbten in ihren Kirchenämtern ging, da diese zugleich hohe Funktionen im Staatsapparat übernahmen.




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